Zur Fundgeschichte – von Benjamin Czerny – Sondelpower ®
An manchen Tagen hält einen einfach nichts Zuhause… und genau an einem solchen Tag sollte es spannend werden:
Es war ein wunderschöner Sonntag im Frühjahr 2013, an dem es A. , S. und mich wieder nach draußen in die schönen Wälder der Pfalz zog. Wir suchten gelassen mit unseren Sonden entlang eines alten Bachlaufs in der Nähe von Rülzheim. Die vorherige und sehr ausgiebige Recherche ergab, dass es in dieser Gemarkung keine denkmalgeschützten Bereiche oder gar Grabungsschutzzonen gab. Nur die etwa 1. Kilometer entfernte Römerstraße und das 4 Kilometer weiter weg liegende Rheinzabern, das zur römischen Zeit einige der größten Terra Sigilata Manufakturen hatte, wollten wir nicht tangieren. Dort wurde mehrere Jahrhunderte hindurch die römische Glanztonkeramik (Terra Sigilata), verschiedenste Gebrauchskeramik, sowie diverse Ziegeltypen hergestellt und in weite Teile des Römischen Reichs gehandelt. Auch in Rülzheim wurden schon ein paar Funde aus der Römerzeit gemacht. Aber der von uns abgesuchte Bereich versprach keine geschichtsträchtigen Funde…
Wir schwenkten also unsere Sonden schon mehrere Stunden. Dabei fanden wir zuerst nichts besonderes, nur ein paar Musketenkugeln, Reichspfennige und viel Schrott aus dem 2. Weltkrieg. Wir dachten uns: gut, ein gewöhnlicher Tag wie viele andere in unserem Sondlerhobby. Ausdauer, Ruhe und Geduld sind eine der wichtigsten Anforderungen an einen Sondengänger. Ja, das wird oft auf die Probe gestellt.
Jedoch dann nach etwa 7 Stunden intensiver und konzentrierter Suche, ich war schon ganz müde und in Gedanken daheim, auf ein leckeres Schnitzel mit Pommes fixiert, da piepste mein Detektor. Sofort war der Schnitzelduft aus meinem Kopf gewichen, und das Bild des überquellenden Tellers verflog mit der anschwellenden Tonanzeige.
Ein riesen Signal im Boden, das sich etwa einen Meter entlang der Oberfläche zog. Laut meinem Detektor und meinem Erfahrungswert musste das Objekt ziemlich tief liegen, dachte ich mir, meist sind das aber Anhäufungen von Müll und große Bombensplitter aus dem 2. Weltkrieg. Also war ich stark am Zweifeln und spielte mit dem Gedanken, ob es tatsächlich relevant wäre dieses Signal noch auszubuddeln. Aber ich habe auch nur damit gespielt…
Letztendlich gab ich mir den entscheidenden Ruck und winkte A. herbei und rief zu ihm ´´Bring mir mal bitte deinen Spaten! Mit meiner Hacke komme ich nicht so tief!´´ Also machte sich A. auch ´´W.´´ in der Sondlerszene genannt auf den Weg zu mir und übergab mir seinen Spaten.
Ich fing an langsam die Humusschicht abzutragen, buddelte 20-30 cm. Immer noch nichts! Weder Erdverfärbungen durch Rost und irgendwelche Rückstände oder Verfärbungen die auf ehemals vorhandene andere Materialien schließen ließen. Das Signal beim Nachschwenken und Lokalisieren im Grabungsbereich wurde immer lauter und es piepste schon durch den ganzen Wald. Dann endlich nach etwa 40-50 cm, was ist das!!?
Längliche Stangen, wir dachten erst es wären Teile eines Gartenzauns oder einer Gartentür aus der Nachkriegszeit. Trotzdem, alles vorsichtig geborgen und auf die Seite gelegt. Nun kamen Sabine und auch Andreas zur Hilfe und unterstützten mit mich abwechselnd beim Bergen der darunter befindlichen Funde.
Unser erster Eindruck nach dem gesamten Freilegen und der Bergung der einzelnen Fundgegenstände war der, auf eine wilde Müllkippe mit Gegenständen aus der Zeit des Art Deco gestoßen zu sein. Eine ähnliche Schale wie die komplett erhaltene Silberschale hatte auch meine Großmutter zuhause über ihrem Kamin stehen. Diese habe ich als Kind immer mit großen Augen bestaunt und Oma hat mir dann immer ganz Stolz erzählt, dass die noch aus der Jahrhundertwende stammt. Und jetzt hatten wir so etwas im Wald bei Rülzheim gefunden. Einfach nur cool.
Erst viel später, nach einem Besuch im Römisch-Germanischen Museum in Mainz, und nachdem ich einige Bekannte um Rat gefragt hatte und im Internet eifrig, wenn es meine Freizeit einmal zuließ recherchiert hatte, wurde mir im Ansatz bewusst, dass es sich bei dem zusammengeworfenen Haufen eventuell doch um etwas von kulturhistorischem Interesse handeln könnte.
Meine Aufregung war kaum noch mit Worten zu beschreiben.
Darauf hin gab ich zum 23.12.2013 den gesamten Fund inklusive Koordinaten beim Landesamt für Denkmalpflege ab und wartet unruhig und sehr gespannt darauf in welche Epoche es die Archäologen einschätzten.
Leider wurde ich nach nur ein paar Wochen sehr enttäuscht. Mir wurden Vorwürfe und falsche Anschuldigungen von Seiten des Landesdenkmalamtes gemacht. Zur Pressekonferenz in Mainz, bei der mein Schatzfund vorgestellt wurde, erhielt ich noch nicht einmal eine Einladung. Statt dessen erfuhr ich aus der Presse welche absurden Vorwürfe gegen mich erhoben wurden. So wurde statt eines Lobes für den Finder eine staatliche Hetzkampagne losgetreten. Diese wurde dankbar von einigen Medien ungeprüft übernommen und verbreitet. Diese zieht sich auch noch bis zum heutigen Tag durchs Land.
Erstaunlich finde ich die Unverfrorenheit mit der das Landesdenkmalamt und die Medien sich über das Grundrecht der Unschuldsvermutung hinweg setzen. Obwohl bis zum heutigen Tag (18.11.2014) noch nicht einmal eine Klage vor Gericht zugelassen worden ist, bezeichnet man mich als Fundunterschlager, Befundszerstörer, Hehler, Raubgräber,… und ist bemüht mich in einem möglichst schlechten Licht dastehen zu lassen. Ich hoffe es geht nicht darum das man mit diesen Unterstellungen versuchen will mir eine Entschädigung für diesen Schatzfund zu verweigern…
Ob dieser Umgang mit einem Schatzfinder die richtige Lösung ist, um die materiellen Zeugnisse unsrer Geschichte zu schützen?
Was lehrt uns die Erfahrung aus dem Vorgehen der Denkmalschutzbehörde und der Reaktion der Medien?
Werden dadurch zukünftige Schatzfinder animiert ihre Funde zu melden?
Ist die aktuelle Gesetzeslage wirklich, besonders im Hinblick auf das Schatzregal, geeignet unsere Kulturgüter umfassend zu schützen?
Zumindest mich macht das sehr nachdenklich.
Aber die Freude über diesen traumhaften Fund kann auch durch solche Anwürfe und Verleumdungen bei mir nicht getrübt werden.
Ich bin und bleibe mit Leib und Seele Sondengänger und werde mein Geschichtsinteresse nie verleugnen können.
Allzeit Gut Fund!
Benjamin Czerny